Tierärztliche Vorsorge- und Eingangsuntersuchungen bei Reptilien

Seit vielen Jahren werden verschiedenste Reptilien meist in Terrarien, aber auch in Freilandanlagen gepflegt. Sie sind aus unserer Haustierhaltung nicht mehr wegzudenken. Trotzdem sind Reptilien nach wie vor weitestgehend als Wildtiere anzusehen, auch wenn eine gewisse Anpassung an die Terrarienhaltung stattgefunden hat. So entspricht auch ihr Verhalten im Falle einer Erkankung noch dem ihrer wildlebenden Artgenossen. Dementsprechend verstecken Reptilien ihre Krankheitssymptome sehr lange und zeigen sie meist erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium, in welchem der Körper nicht mehr in der Lange ist die Erkrankung weiter zu kompensieren. Neben klassischen Krankheitssymptomen, welche vom Säugetier gut bekannt sind (z.B. Abmagerung, Apathie, Durchfall, etc.), sind es häufig nur subtile Verhaltensänderungen, welche den Reptilienhalter aufmerksam werden lassen sollten (z.B. plötzliches Aufsuchen kühlerer Bereiche, häufiges Verstecken, reduzierte Futteraufnahme oder aber auch Unruhe oder plötzliche Aggressivität). Reptilien sind nur sehr begrenzt zu Schmerzäußerungen fähig, sodass auch hier vom Halter eine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert ist.

So wie sich das Wissen über die Haltung und Fütterung verschiedener Reptilienarten stetig weiter entwickelt, so hat auch die tiermedizinische Versorgung von Reptilien in den letzten Jahren enorme Schritte gemacht. Inzwischen gibt es einige Tierärzt/-innen, welche sich auf Reptilien spezialisiert haben.

Zur Gesunderhaltung Ihrer Schützlinge empfehlen wir regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, sowie eine Eingangsuntersuchung bei Neuzugängen. Es gilt Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend behandeln zu können, möglichst bevor sie sich in einem weit fortgeschrittenen Stadium befinden. Dies erhöht die Heilungschancen und die Aussicht auf ein langes und gesundes Leben meist um ein Vielfaches!
Ein großer Teil der in der Reptilienpraxis vorgestellten Erkrankungen wird leider nach wie vor durch Haltungs- und/oder Fütterungsfehler verursacht. Aus diesem Grund gehört zu einer guten tiermedizinischen Betreuung im Eingangsgespräch auch immer eine ausführliche Besprechung und, wenn nötig, eine Optimierung der aktuellen Haltungsparameter und Fütterung.


Eingangsuntersuchung von Neuzugängen
Nach dem Erwerb eines neuen Tieres sollte dieses zur Vermeidung der Einschleppung von Erkrankungen (z.B. Parasiten, Viren, etc.) zuerst in Quarantäne gehalten werden, auch wenn es bei Kauf augenscheinlich gesund aussieht. Gerade bei einem schon vorhandenen Reptilienbestand ist dies besonders wichtig, da die schon vorhandenen Tier sonst einer unnötigen Gefahr der Ansteckung ausgesetzt werden. Während der Quarantänezeit sollte das neue Tier auf eventuell eintretende Krankheitssymptome hin genau beobachtet werden und mehrmals auf bestimme Erreger untersucht werden. Zu Beginn der Quarantäne sollte das Tier einmal bei einem reptilienkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Die Quarantänezeit ist von den auszuschließenden Erkrankungen abhängig und sollte individuell mit Ihrem Tierarzt besprochen werden.

Das Profil einer Eingangsuntersuchung ist von verschiedenen Faktoren abhängig:

  • Spezies
  • Alter des Tieres
  • welche Reptilien leben schon im Bestand?
  • soll das Tier mit anderen Tieren vergesellschaftet werden?
  • Herkunft des Neuzuganges (Nachzucht, Wildfang)


Im Gespräch mit dem Tierarzt kann somit individuell auf Ihr Tier abgestimmt besprochen werden, auf welche Erkrankungen untersucht werden sollte.

Erst nach den negativen Untersuchungsergebnissen und der Quarantänezeit sollte das Tier dann in das neu eingerichtete Terrarium oder in die Gruppe gesetzt werden.

Mindestens auf Parasiten sollten allerdings immer alle Neuzugänge untersucht werden. Hierzu empfehlen wir eine Quarantänezeit von mind. 6 Wochen, in welcher 2-3 möglichst frische Kotproben zur Untersuchung gegeben werden. Dies ist nötig, da nicht immer alle Parasiten regelmäßig mit dem Kot ausgeschieden werden.

Gerade bei einem schon vorhandenen Reptilienbestand sollten auch andere ansteckende Erkrankungen ausgeschlossen werden, um den Bestand zu schützen. Die genannten Erreger können sehr schwere Erkrankungen, zum Teil mit seuchenhaften Verläufen im Bestand auslösen.
Beispiele für solche Erkrankungen sind:

  • Landschildkröten: z.B. Herpesviren und Mykoplasmen
  • Kornnattern und Leopardgeckos: Kryptosporidien
  • Riesenschlangen: z.B. Arenavirus (IBD = Inclusion Body Disease) und weitere Viren
  • Nattern: z.B. Paramyxoviren und weitere Viren
  • Echsen: z.B. Adenovirus und weitere Viren


--> Sprechen Sie uns gerne auf komplette Quarantäneprofile für Reptilienbestände an!


Regelmäßige Vorsorgeuntersuchung
Hierbei geht es um die regelmäßige "Check up"-Untersuchung, die bei den meisten häufig gehaltenen Reptilienarten angeraten wird, insbesondere auch bei Tieren, die eine Winterstarre halten.
Die Tiere sollten 1x im Jahr einem reptilienkundigen Tierarzt vorgestellt werden. Bei Tieren mit Winterstarre wäre der späteste Zeitpunkt für die Untersuchung der August bis Anfang September, sodass, falls nötig, noch genug Zeit für eine Behandlung vor der Winterstarre bleibt ("Winter Check up").
Bei der Vorsorgeuntersuchung wird eine klinische Allgemeinuntersuchung durchgeführt und eine Kotprobe auf Parasiten untersucht. Je nach Vorbericht, Reptilienart und Alter des Tieres könnte es zudem angebracht sein, auch eine Blutuntersuchung regelmäßig durchzuführen, um Organerkrankungen (z.B. Leber- oder Nierenschäden) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Grundsätzlich sollte mindestens 1x, besser 2x im Jahr, eine Kotprobe parasitologisch untersucht werden. Hierfür müssen Sie nicht zwangsläufig immer auch das Tier vorstellen. Sie können die Probe auch gerne mit einem Untersuchungsantrag einsenden.
Gerne beraten wir Sie bezüglich der individuell angepassten Vorsorgeuntersuchung für Ihr Tier!


Der Besuch in der Praxis:

Kotprobe
Wir bitten Sie, nach Möglichkeit bei jeden Besuch in der Praxis eine frische (noch feuchte!) Kotprobe mitzubringen.
Verpacken Sie die frische Probe in einem möglichst kleinen, dichten Probengefäß, sodass sie nicht austrocknet. Die Probe sollte nicht älter als 1 bis maximal 2 Tage sein.
Wenn mehrere Tiere in einem Terrarium zusammen leben, spielt es keine Rolle von welchem Tier die Probe für die Routineuntersuchung ist. Wenn sie mehrere Proben finden, können Sie alle zusammen in einem Gefäß mitbringen.

Das Terrarium
Um Sie bestmöglich beraten zu können, bitten wir Sie, sich im Vorfeld ein paar Notizen zu Ihrem Terrarium zu machen, damit wir uns in der Praxis ein Bild davon machen können.
Bitte notieren Sie sich:

  • Größe des Terrariums
  • Art der Lampen (Marken, Wattzahl, UVB-Lampe?)
  • Temperaturen (wärmster und kältester Punkt im Terrarium, wo gemessen?)
  • Luftfeuchtigkeit



Wenn möglich, bringen Sie gerne ein Foto Ihres Terrariums mit, um den Vorbericht zu vervollständigen.

Gern stehen wir Ihnen für all Ihre individuellen Fragen zur Gesunderhaltung, Krankheitsvorsorge, Neukauf, Ankaufsuntersuchungen oder weiteren Zusatz- und Laboruntersuchungen zur Verfügung.

Sprechen Sie uns an – wir beraten Sie gern!

  So finden Sie uns

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